Brennwertkessel vs. alte Heizungen: So viel sparst du wirklich im Haus

Brennwertkessel vs. alte Heizungen: So viel sparst du wirklich im Haus

Anneliese Kranz 27 Okt 2025

Stell dir vor, du wechselst deine alte Heizung - und am Ende zahlst du trotzdem mehr als vorher. Klingt unglaublich? Passiert aber häufig, wenn man nur auf den Kessel schaut und den Rest der Anlage ignoriert. In Österreich, besonders in Altbauten aus den 70er und 80er Jahren, stehen viele Hausbesitzer vor dieser Entscheidung: Brennwertkessel oder doch lieber gleich eine Wärmepumpe? Die Antwort ist nicht einfach. Es hängt von deinem Haus, deinem Budget und deiner Zukunftsvision ab.

Warum alte Heizungen so viel Geld verschlingen

Ein Heizkessel aus den 90ern oder davor ist nicht einfach nur alt - er ist technisch veraltet. Die meisten davon sind Konstanttemperaturkessel, die immer mit voller Leistung laufen, egal ob es draußen 5 oder -10 Grad hat. Sie verlieren bis zu 32 Prozent der Energie über die Abgase. Das ist, als würdest du jeden Tag 10 Liter Benzin aus dem Tank laufen lassen, nur weil du den Motor nicht abstellst.

Ein Niedertemperaturkessel aus den 2000er-Jahren ist besser - er passt die Temperatur an, aber trotzdem verpuffen noch 13 Prozent der Energie. Ein Brennwertkessel hingegen fängt die Wärme aus dem Abgas auf, indem er den Wasserdampf kondensieren lässt. Das macht ihn bis zu 30 Prozent effizienter als die ältesten Modelle. Die Zahlen: Ein moderner Brennwertkessel nutzt 94 bis 98 Prozent der Energie aus Gas. Ein 30-jähriger Kessel schafft gerade mal 68 Prozent.

Das klingt nach einer klaren Wahl - aber hier kommt der Haken: Viele Hausbesitzer glauben, ihre Heizung sei noch gut, weil die Abgaswerte in der Abgasmessung niedrig erscheinen. Das ist ein Trugschluss. Die Messung zeigt nur, wie viel Energie verloren geht - nicht, wie viel du insgesamt verbrauchst. Ein alter Kessel kann mit 8 Prozent Abgasverlust „effizient“ wirken, aber weil er ständig voll läuft, frisst er trotzdem doppelt so viel Gas wie ein modernes System.

Wie viel sparst du wirklich?

Stiftung Warentest sagt: 10 bis 15 Prozent Energieeinsparung gegenüber einer 20-jährigen Heizung. Die Verbraucherzentrale spricht von 10 bis 30 Prozent. Econsult, ein Beratungsunternehmen, das sechs Altbauten analysiert hat, kommt auf nur 5 bis 10 Prozent. Warum dieser Unterschied?

Es liegt an deinem Haus. Wenn du ein schlecht gedämmtes Haus aus den 70ern hast, mit einzelnen Fenstern, alten Rohren und nicht regelbaren Heizkörpern, dann bringt ein neuer Kessel nur wenig. Denn die Wärme entweicht trotzdem durch die Wände, die Fenster und die Leitungen. Der Brennwertkessel arbeitet effizient - aber er muss mehr leisten, um die gleiche Raumtemperatur zu halten.

In einem gut gedämmten Haus aus den 90ern mit modernen Heizkörpern und einer intelligenten Regelung kannst du mit einem Brennwertkessel leicht 25 Prozent sparen. In einem Altbau mit 200 Quadratmetern und 20 Jahre alten Heizkörpern? Da reichen 8 bis 12 Prozent. Und das ist der Punkt: Du sparst nicht nur durch den Kessel, sondern durch das gesamte System.

Was du neben dem Kessel noch prüfen musst

Ein Brennwertkessel ist kein Plug-and-Play-Gerät. Er braucht:

  • Einen Abwasseranschluss - das Kondensat ist leicht sauer und darf nicht in den normalen Abfluss laufen.
  • Eine spezielle Abgasleitung - oft aus Kunststoff, weil die Abgase kälter sind und kondensieren.
  • Eine moderne Regelung - sonst läuft er wie ein alter Kessel: immer auf Vollast.
  • Geeignete Heizkörper - bei niedrigen Vorlauftemperaturen (unter 55°C) brauchst du größere Flächen, sonst wird’s kalt.
Viele Hausbesitzer tauschen den Kessel aus - und vergessen die Heizkörper, die Pumpe, die Rohre. Das ist wie ein neues Auto mit alten Reifen. Du zahlst 8.000 Euro für den Kessel, aber deine Heizkörper sind so klein, dass sie bei -10°C nicht mal die Wohnzimmertemperatur halten. Dann läuft der Kessel ständig auf 80 Grad - und du verlierst die Effizienzvorteile wieder.

Vergleich der Energieeffizienz: moderner Brennwertkessel mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad gegenüber veralteter Heizung mit hohen Verlusten.

Warum der Brennwertkessel keine Zukunft hat

Hier kommt die harte Wahrheit: Ein Brennwertkessel ist keine Endlösung. Er ist eine Übergangslösung - und zwar aus zwei Gründen.

Erstens: Es gibt keine Förderung mehr. Seit 2024 gibt es in Österreich keine staatliche Unterstützung mehr für neue Gas- oder Öl-Brennwertkessel. Die Fördergelder gehen nur noch an Wärmepumpen, Solarthermie oder Holzheizungen. Das bedeutet: Du zahlst 10.000 Euro aus eigener Tasche - und bekommst nichts zurück.

Zweitens: Die CO2-Abgabe steigt. Jedes Jahr wird Gas und Öl teurer, nicht weil die Preise schwanken, sondern weil der Staat sie bewusst verteuert, um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen. Bis 2030 könnte die CO2-Abgabe auf 120 Euro pro Tonne steigen. Das macht Gasheizungen langfristig teurer als Wärmepumpen - selbst wenn die Anschaffungskosten höher sind.

Wärmepumpen haben einen Nutzungsgrad von 250 bis 500 Prozent. Das klingt wie Magie - ist es aber nicht. Sie holen Wärme aus der Luft, dem Boden oder dem Grundwasser - und brauchen dafür nur Strom. Und Strom wird immer günstiger, weil er aus Wind und Sonne kommt. Ein Brennwertkessel nutzt Gas - und Gas wird immer teurer.

Wann macht ein Brennwertkessel trotzdem Sinn

Es gibt Situationen, in denen er noch die beste Wahl ist:

  • Du hast ein Altbauhaus mit schlechter Dämmung und kannst es nicht sanieren - zu teuer, zu aufwendig, zu kompliziert.
  • Du willst eine Hybridlösung: Eine Wärmepumpe für die Übergangszeit und den Sommer, und ein Brennwertkessel als Backup für die kaltesten Tage im Winter.
  • Du lebst in einer Wohnung mit zentraler Heizung, wo du keinen Einfluss auf die Art der Energie hast - dann ist ein moderner Kessel die beste Option, die du hast.
In Graz, wo die Winter kalt werden, aber die Sommer mild sind, ist eine Hybridlösung besonders sinnvoll. Die Wärmepumpe läuft von April bis Oktober - und der Brennwertkessel springt nur bei Temperaturen unter -8°C ein. Das senkt den Gasverbrauch um 60 Prozent und spart Geld.

Was du jetzt tun solltest

1. Prüfe dein Alter: Ist deine Heizung älter als 20 Jahre? Dann ist ein Wechsel wirtschaftlich sinnvoll - auch wenn die Gesetze erst bei 30 Jahren greifen.

2. Prüfe deine Dämmung: Hast du eine Wärmedämmung? Sind die Fenster doppelt verglast? Wenn nein: Überlege, ob du nicht erst sanieren solltest - sonst verschwendest du dein Geld.

3. Prüfe deine Förderung: Ein Wärmepumpe mit Solarthermie kann bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten abgedeckt werden. Ein Brennwertkessel: 0 Prozent.

4. Prüfe deine Zukunft: Willst du in 10 Jahren noch Gas bezahlen? Oder willst du unabhängig von Energiepreisen sein? Wenn du dich für die Zukunft entscheidest, gehst du direkt zur Wärmepumpe.

Hybrid-Heizsystem mit Wärmepumpe außen und Brennwertkessel im Keller, digitaler Anzeige mit 60% Gasersparnis.

Die Wahrheit über die 30-Jahres-Frist

Das Gebäudeenergiegesetz sagt: Du musst deine Heizung erst ersetzen, wenn sie 30 Jahre alt ist. Aber das ist kein Freifahrtschein. Ein 25-jähriger Kessel verbraucht 40 Prozent mehr Energie als ein neuer. Das ist nicht „erlaubt“ - das ist teuer. Und es wird immer teurer.

Die meisten Experten raten: Wenn deine Heizung älter als 20 Jahre ist, mach dir Gedanken über einen Wechsel. Nicht weil du gezwungen wirst - sondern weil du Geld sparst. Und weil du dich auf die Zukunft vorbereitest.

Was kommt als Nächstes?

Die Zukunft ist nicht der Brennwertkessel. Die Zukunft ist die Kombination: Wärmepumpe + Solarthermie + intelligente Steuerung. Die Industrie entwickelt schon jetzt Hybridgeräte, die beides in einem Gehäuse vereinen. Die ersten Modelle sind ab 2026 auf dem Markt - und sie werden die Einzelgeräte ablösen.

Wenn du jetzt einen Brennwertkessel einbaust, dann nicht als Endziel - sondern als Brücke. Und du solltest schon heute planen, wie du ihn in 10 Jahren durch eine Wärmepumpe ersetzen kannst. Sonst bist du mit einem System gefangen, das bald nicht mehr unterstützt, nicht mehr gefördert und nicht mehr wirtschaftlich ist.

Die Entscheidung ist nicht zwischen Kessel und Kessel - sondern zwischen Vergangenheit und Zukunft

Ein Brennwertkessel ist besser als eine alte Heizung. Das ist klar. Aber ist er die beste Wahl für dich? Wahrscheinlich nicht. Wenn du ein Haus hast, das du langfristig behalten willst, dann ist die Wärmepumpe die einzige echte Lösung. Sie ist nicht nur effizienter - sie ist unabhängiger, zukunftsfähiger und finanziell sinnvoller.

Du musst nicht alles auf einmal ändern. Aber du musst anfangen, anders zu denken. Nicht: „Was ist der billigste Kessel?“ Sondern: „Was ist die beste Heizung für mein Haus in 20 Jahren?“

Die Antwort ist nicht ein Brennwertkessel. Die Antwort ist: eine Wärmepumpe - und einen Plan, wie du dorthin kommst.

12 Kommentare

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    koen kastelein

    Oktober 28, 2025 AT 09:52

    Ich hab letztes Jahr meinen alten Kessel rausgeworfen und einen Brennwertkessel reingehauen - und ja, es war teuer. Aber die Heizkörper waren so klein, dass der Kessel ständig auf Vollast lief. Kein Spar-Effekt. Erst nachdem ich die Heizkörper gewechselt hab, hat’s wirklich angefangen zu funktionieren. Wer nur den Kessel tauscht, der zahlt nur für eine neue Fehlerquelle.

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    Julia SocialJulia

    Oktober 29, 2025 AT 22:16

    Also ich hab einfach weitergeheizt wie immer. Warum auch nicht? Gas ist doch noch billig, oder?

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    Max Alarie

    Oktober 30, 2025 AT 13:21

    Der Artikel ist korrekt, aber er verkennt eine zentrale Tatsache: Der Brennwertkessel ist kein technologischer Fortschritt, sondern eine ökonomische Täuschung. Er optimiert den Verbrauch eines fossilen Energieträgers, während er die strukturelle Abhängigkeit von fossilen Märkten verfestigt. Die Wärmepumpe hingegen entkoppelt die Heizung vom Energiemarkt – sie ist kein Gerät, sondern eine Philosophie des Umgangs mit Energie. Wer nur die Effizienz zählt, versteht nicht, dass die Zukunft nicht effizienter, sondern unabhängiger sein muss.

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    Anton Uzhencev

    Oktober 31, 2025 AT 19:55

    Ich liebe es, wie jeder hier denkt, Wärmepumpen wären die Lösung aller Probleme 🤓. Aber hast du schon mal versucht, eine Wärmepumpe in einem Altbau mit 10cm Dämmung zu betreiben? Die läuft dann 24/7 und kostet mehr Strom als dein Kühlschrank in einem Jahr. Und die Förderung? Die gibt’s nur, wenn du deine Fassade komplett abriss und neu verputzt. Also… danke, aber nein danke. 😅

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    Hanna Raala

    November 2, 2025 AT 16:33

    Hört zu, Leute. Es geht nicht um Kessel. Es geht um Energieautonomie. Wenn du dein Haus nicht sanierst, dann ist egal, welchen Kessel du einbaust – du zahlst nur für die Illusion von Effizienz. Wärmepumpe + Solar + intelligente Steuerung – das ist die Zukunft. Und wenn du jetzt nicht anfängst, wirst du in 5 Jahren noch mit alten Reifen ein neues Auto fahren. Du hast die Wahl: Entweder du investierst jetzt – oder du zahlst doppelt später. Es ist nicht kompliziert.

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    Jen O'Neill

    November 3, 2025 AT 13:03

    ich hab mir letztens nen kessel bestellt… aber ich hab vergessen, dass ich kein abwasser hab… jetzt steht er im keller und ich hab keine ahnung was ich tun soll 😅😅😅

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    Nico NG

    November 4, 2025 AT 10:34

    Ich hab letztes Jahr meinen alten Kessel rausgeworfen und nen Brennwertkessel reingehauen – und das war der beste Mist, den ich je gemacht hab. Warum? Weil ich nicht an die Heizkörper gedacht hab. Jetzt läuft er ständig auf 80 Grad und ich hab mehr Gas verbraucht als vorher. Ich hab jetzt nen Berater beauftragt – der sagt: erst sanieren, dann tauschen. Also ich hab jetzt nen Plan. Wer das nicht macht, der zahlt nur für den Schein.

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    Harald Kuschmierz

    November 4, 2025 AT 14:08

    Also wenn ich jetzt einen Brennwertkessel einbaue… und in 10 Jahren kommt der Staat und sagt: „Hey, das ist jetzt verboten“ – dann hab ich 10.000 Euro für eine Zeitmaschine ausgegeben, die mich in die Vergangenheit bringt. 😂 Genial. Ich bin beeindruckt. 🤡

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    Carola van Berckel

    November 5, 2025 AT 17:37

    Ich komme aus der Schweiz, wo wir schon seit Jahren Wärmepumpen fördern – und ich kann sagen: Die Leute, die jetzt Brennwertkessel einbauen, tun es aus Angst. Angst vor Veränderung. Angst vor Komplexität. Angst davor, dass sie nicht alles selbst kontrollieren können. Aber die Zukunft ist nicht einfach ein neuer Kessel. Sie ist ein System. Und Systeme brauchen Verständnis – nicht nur Geld.

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    Lena Damaschke

    November 7, 2025 AT 05:09

    Ich hab 2022 meinen Kessel getauscht… und jetzt hab ich Schuldgefühle. Jedes Mal, wenn ich die Heizung anmache, denk ich: Ich bin ein Klimasünder. Aber was soll ich machen? Ich kann mir keine Wärmepumpe leisten. Ich hab zwei Kinder. Und einen Job, der nicht mehr zahlt. Warum müssen immer die Armen dafür zahlen, dass die Reichen ihre Solarpanels haben?

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    Gerd Bittl

    November 8, 2025 AT 12:42

    Der Artikel enthält mehrere statistische Inkonsistenzen. Stiftung Warentest nennt 10–15 %, Verbraucherzentrale 10–30 %, Econsult 5–10 %. Diese Spanne ist nicht erklärbar, wenn nicht die Probenkohorte nicht homogen ist. Es fehlt eine Varianzanalyse. Außerdem: Die CO2-Abgabe wird nicht „bewusst verteuert“, sondern ist ein Steuerelement im Emissionshandelssystem. Die Formulierung suggeriert eine willkürliche Politik – was falsch ist. Korrektur erforderlich.

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    Andreas Wille

    November 9, 2025 AT 04:59

    Wer glaubt, dass ein Brennwertkessel eine Brücke ist, der hat die Realität nicht verstanden. Du baust ein System ein, das in 10 Jahren wertlos ist – und dann musst du nochmal 15.000 Euro ausgeben. Das ist kein Brückenschlag. Das ist ein Betrug am Verbraucher. Du willst Zukunft? Dann geh direkt zur Wärmepumpe. Oder halt die Klappe. Wer nicht investiert, der zahlt mit seiner Energieautonomie.

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