Holz oder Glas – Was dämmt besser? Vergleich, Vorteile & Praxistipps

Holz oder Glas – Was dämmt besser? Vergleich, Vorteile & Praxistipps

Anneliese Kranz 21 Jul 2025

Holz, Glas – beide haben im Hausbau seit Jahrhunderten ihren festen Platz. Aber wusstest du, dass ihre Fähigkeit zu isolieren völlig unterschiedlich ist? Stell dir vor, draußen herrscht klirrende Kälte und du möchtest es drinnen kuschelig warm. Da liegt die wichtigste Frage praktisch auf der Hand: Welches Material hält die Kälte besser draußen und die Wärme drinnen – Holz oder Glas?

Der Einfluss von Materialeigenschaften auf die Dämmung

Wenn man sich die Dämmleistung ansieht, gibt es klare Unterschiede zwischen Holz und Glas, die man direkt an ihren physikalischen Eigenschaften ablesen kann. Die sogenannte Wärmeleitfähigkeit, auf Englisch "thermal conductivity", sagt aus, wie schnell Wärme durch den Stoff fließt. Je niedriger dieser Wert, umso besser hält das Material die Wärme fest – entscheidend gerade im Winter (und natürlich auch im Sommer gegen Hitze).

Holz punktet gewaltig: Die Wärmeleitfähigkeit von Fichte liegt beispielsweise bei etwa 0,13 W/(m·K). Glas, speziell bei herkömmlichem Fensterglas, schneidet mit ca. 0,8 – 1,0 W/(m·K) deutlich schlechter ab. Was bedeutet das? Ganz einfach ausgedrückt: Durch eine gleich dicke Holzplatte geht etwa siebenmal weniger Wärme verloren als durchs Glas.

Schau dir das mal in dieser Tabelle an:

MaterialWärmeleitfähigkeit W/(m·K)
Fichtenholz0,13
Eichenholz0,17
Einfachglas1,0
Isolierglas (doppelt)0,7
Isolierglas (dreifach)0,5

Nette Info am Rand: Holz bleibt von Natur aus auch bei Kälte handwarm, weil es wenig Wärme ableitet. Glas fühlt sich dagegen immer schnell kalt an – einfach, weil es die Körperwärme direkt abführt.

Ganz klar, ohne extra Tricks hat Holz Dämmung immer die Nase vorn. Willst du den ultimativen Wärmeschutz, kommst du an Holz kaum vorbei. Aber: Moderne Technologien holen auf, dazu später mehr.

Holz als Naturdämmstoff: Vorteile und typische Einsatzgebiete

Holz kann nicht nur als tragende Konstruktion überzeugen, sondern ist heute auch einer der beliebtesten Naturdämmstoffe. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass es jeder kennt – wer hat als Kind nicht schon Holzklötzchen gestapelt, die überraschend wenig kalt sind?

Aber Holz ist viel mehr als Bauholz oder Dielen. Holzfaserplatten, Massivholz oder auch Holzschaum: Die Varianten sind vielfältig. Interessant ist vor allem die Fähigkeit von Holz, Feuchtigkeit zu puffern und wieder abzugeben. Das hilft, wenn’s im Haus naturgemäß mal feuchter oder trockener wird.

Wenn es um Dämmung geht, setzen viele auf die klassische Holzwolle-Dämmplatte oder die flexible Holzfaser. Gerade im Dach und in den Außenwänden von ökologisch gebauten Häusern übernehmen sie die Dämmfunktion fast im Alleingang. Dabei profitiert man von den typischen Vorteilen:

  • Sehr gute Wärmedämmung (siehe Werte oben)
  • Ausgleichendes Raumklima aufgrund der Feuchteaufnahme
  • Nachwachsender Rohstoff, ökologisch top
  • Lange Haltbarkeit, wenn gut verbaut

Holz hat aber auch Schwachstellen, etwa bei Feuer oder Schädlingsbefall – allerdings gibt’s da heute wirklich gute Lösungen: Spezielle Imprägnierungen, kontrollierte Ablagerung und moderne Verarbeitung machen Holzprodukte sicherer denn je. Und keine Sorge, richtig behandelte Holzfaserdämmung ist schwer entflammbar und für Wohnräume als unbedenklich eingestuft.

Was viele unterschätzen: Auch der Schallschutz ist bei Holzdämmungen richtig gut. Das Material schluckt nicht nur Kälte, sondern dämpft auch Lärm – sei es von draußen oder Nachbargeräuschen.

Lust auf einen Fact am Rande? In Skandinavien, wo Temperaturen schnell einstellig werden, ist Holzbau Standard, gerade wegen der genialen Dämmwirkung. Kein Wunder also, dass sich viele auch bei uns an diese Bauweise anlehnen.

Glas: Hightech-Material zwischen Eleganz und Isolationsgrenzen

Glas: Hightech-Material zwischen Eleganz und Isolationsgrenzen

Glas ist aus der modernen Architektur nicht wegzudenken. Lichtdurchflutete Räume, atemberaubende Fassaden und großzügige Fenster – Glas bringt Design und Licht ins Haus. Aber wenn es um reinen Wärmeschutz geht, gerät Glas (besonders Einfachglas) schnell an seine Grenzen, wie du schon oben an den Zahlen gesehen hast.

Dennoch: Die letzten Jahrzehnte waren geradezu ein Innovationsfeuerwerk, was Isolierglas oder Passivhausfenster leisten. Doppelt und dreifach verglaste Fenster, sogenannte Low-E-Beschichtungen (also spezielle Wärmeleit-Sperrfolien), Edelgasfüllungen zwischen den Scheiben – all das sorgt dafür, dass Glas heute ganz anders dämmt als früher.

  • Dreifachverglasung erreicht U-Werte von etwa 0,5 W/(m².K). Das ist schon ziemlich nah an klassischen Dämmstoffen.
  • Wärmeschutzbeschichtungen (niedrige Emissivität) reduzieren den Strahlungswärmeverlust deutlich.
  • Mit Gas gefüllte Zwischenräume (Argon oder Krypton) minimieren die Energieverluste weiter.

Dennoch, das Grundproblem bleibt: Je größer die Glasfläche, desto mehr Energie kann flöten gehen, besonders, wenn’s draußen knackig kalt ist. Aber: Die Kombination von Hightech-Glas in optimaler Lage (Südausrichtung für Wintersonne!) kann auf moderne Baukonzepte optimal abgestimmt werden.

Große Glasfronten sind der absolute Hit für lichtdurchflutetes Wohnen, müssen aber immer mit gut durchdachter Schattierung und Belüftung kombiniert werden. Zu viel Sommerhitze? Dann helfen außenliegende Jalousien oder kluge Sonnenschutzverglasungen.

Zitat aus dem "Bundesverband Flachglas e.V.":

„Moderne Isoliergläser leisten heute einen entscheidenden Beitrag zur energieeffizienten Bauweise und ermöglichen eine wohnliche Atmosphäre trotz großzügiger Verglasung.“

Etwas, was viele vergessen: Bei Glas solltest du auch an Sicherheit denken. Spezielle Verbundgläser, Einbruchschutz oder sogar selbstreinigende Oberflächen machen modernen Fensterbau einiges smarter.

Wärmeschutz, Schallschutz, Feuchte – Der direkte Vergleich

Jetzt mal auf den Punkt gebracht: Was isoliert wirklich besser? Holz oder Glas? Die kurze Antwort: Willst du absolute Spitze in Wärmedämmung, ist Holz der klare Sieger. Besonders, wenn Dicke und Aufbau sonst ähnlich sind.

In der Praxis hängt’s aber davon ab, was du vorhast. Brauchst du Licht? Kommst du an Glas nicht vorbei. Willst du maximale Dämmung? Dann nutze Holz – vor allem an Außenwänden, Dach und Fußböden.

  • Wärmedämmung: Holz gewinnt hier haushoch. Moderne Holzfaserplatten sind unschlagbar, sehr langlebig und ökologisch vorbildlich. Glas wird erst durch High-Tech-Veredelung zum "Dämmprofi" – und bleibt immer etwas hinter Holz zurück.
  • Schallschutz: Glas holt mit Spezialaufbau auf. Ein Verbund-Sicherheitsglas mit Schalldämmverbesserung ist für die lärmbelastete Stadt super. Holz ist dagegen von Natur aus schalldämpfend, aber wird meist mit zusätzlicher Dämmung kombiniert.
  • Feuchteverhalten: Holz reguliert Raumfeuchte durch Aufnahme und Abgabe. Glas kann hier einfach nichts leisten.
  • Design und Tageslicht: Glas ist unschlagbar, wenn offene, lichtdurchflutete Räume gewünscht sind.

Spannender Aspekt ist die Kombi: Hochwertige Fensterrahmen bestehen fast immer aus Holz (eventuell mit Aludeckschale außen), dazu Dreifachisolierglas als Füllung. Da verbinden sich die Vorteile beider Materialien.

Die Zahlen sprechen dennoch eine klare Sprache: Ein günstiges Holzhaus ohne große Verglasung spart im Winter mindestens 30% mehr Heizenergie als ein vergleichbares Haus mit viel Einfachglas.

Verbrauchstipps: Alte Fenster mit Einfachglas sind echte Energieräuber – die Aufrüstung auf modernes Isolierglas zahlt sich innerhalb von zehn Jahren praktisch immer aus. Und: Schon eine Holz-Innenverkleidung kann den Schall spürbar mindern und das Raumgefühl verbessern.

Tipps für die Materialwahl und typische Fehler

Tipps für die Materialwahl und typische Fehler

Du willst bauen oder renovieren? Dann solltest du nicht nur die Isolierwerte (U-Wert oder Lambda-Wert) vergleichen, sondern das Gesamtkonzept betrachten. Hier die besten Tipps, damit dir keine teuren Fehler unterlaufen:

  1. Setze auf Holz, wo die Dämmung kritisch ist: Dach, Außenwand, Fußboden. Hier bringt Holz den größten Vorteil.
  2. Plane Glas clever ein – große Flächen eher im Süden für passiven Wärmeeintrag (Sonne), kleine oder hochwertige Verglasung in Nordrichtung.
  3. Kombinierte Rahmen wählen: Holzrahmen mit Aluschale außen sind pflegeleicht und verbinden beide Welten.
  4. Minimum: Fenster mit Doppel- oder Dreifach-Isolierglas, am besten mit Edelgasfüllung und Low-E-Beschichtung.
  5. Innen möglichst keine großen vollverglasten Flächen ohne Verschattung – gegen Überhitzung im Sommer.
  6. Schallschutz: In der Stadt lohnt sich eine Kombination aus schalldämmendem Glas und Holzverkleidung im Innenraum.

Was du unbedingt vermeiden solltest? Billiges Einfachglas in beheizten Räumen! Hier entweicht so viel Energie, dass deine Heizkosten jedes Jahr durch die Decke gehen. Und: Holz muss fachgerecht behandelt sein, sonst drohen Feuchteprobleme oder Schimmel.

Übrigens: Es gibt inzwischen „Vakuum-Isolierglas“, das fast die Dämmleistung von Holzplatten erreicht, aber noch richtig teuer ist (und speziell verbaut werden muss). Für den Hausgebrauch ist ein Mix aus traditionellem Holz und modernem Glas oft die beste Wahl.

Fazit aus der Praxis: Bei einem Energie-Check der Verbraucherzentrale wurden 2024 in Deutschland Fenster mit Einfachglas als häufigster Schwachpunkt bei der Wärmedämmung identifiziert – noch vor alten Heizungen oder ungedämmten Dächern!

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