Warum heißt der Nachtisch so genannt? Herkunft und Geschichte des Desserts

Warum heißt der Nachtisch so genannt? Herkunft und Geschichte des Desserts

Anneliese Kranz 17 Okt 2025

Wenn du das Wort Nachtisch als Bezeichnung für das süße Abschlussgericht deiner Mahlzeit hörst, fragst du dich vielleicht, warum es gerade so heißt. Die Antwort steckt in einer spannenden Sprachgeschichte, die über Jahrhunderte und mehrere Länder hinweg reicht.

Ursprung und altes Bedeutungsfeld

Im Mittelhochdeutschen erschien das Wort Nachtisch ursprünglich als "Nachthisch" oder "Nachtisch" geschrieben und bedeutete zunächst "nach dem Essen". Es bezeichnete nicht ein bestimmtes Gericht, sondern den Zeitpunkt nach der Hauptmahlzeit, also die Zeit, in der man noch etwas zu Essen bieten konnte.

Einfluss des Französischen

Der entscheidende Wandel kam im 17. Jahrhundert, als das französische Wort dessert aus dem Lateinischen "desservire" ("abservieren") stammt und in Frankreich bereits als Bezeichnung für süße Speisen am Tisch etabliert war in die gehobene deutsche Küche übernommen wurde. Deutsche Adelshäuser adaptierten den Begriff, passten ihn jedoch an die eigene Lautstruktur an - so wurde aus "dessert" das deutsche Nach­speise und später Nachtisch.

Warum nicht "Nachspeise"?

Beide Begriffe existieren heute nebeneinander, doch Nachtisch hat sich vor allem im süddeutschen und österreichischen Sprachraum durchgesetzt. Der Grund liegt in regionalen Sprachgewohnheiten: Während im Norden häufig Nachspeise benutzt wird, bevorzugen das südliche Deutschland, Österreich und die Schweiz das Wort Nachtisch. Das zeigt, wie eng Sprache mit kultureller Identität verknüpft ist.

Rokoko‑Gemälde einer französischen Tafel, wo deutsche Adelige Desserts probieren.

Vergleich: Nachtisch, Nachspeise und Dessert

Unterschiede zwischen den gängigen Bezeichnungen
BezeichnungUrsprungRegionale NutzungTypische Gerichte
Nachtisch Deutsch, ab 17. Jhd. Österreich, Süddeutschland, Schweiz Kaiserschmarrn, Apfelstrudel, Pudding
Nachspeise Deutsch, seit Mittelhochdeutsch Norddeutschland, allgemein Obstsalat, Torte, Mousse
Dessert Französisch, ab 19. Jhd. International, gehobene Gastronomie Crème brûlée, Mille-feuille, Sorbet

Sprachliche Begleiterscheinungen

Die Entwicklung des Wortes Nachtisch hat weitere sprachliche Phänomene ausgelöst. So entstand das gleichlautende, aber völlig andere Wort Nachttisch (Möbelstück neben dem Bett). Aufgrund der Ähnlichkeit kommt es häufig zu Wortspielen, insbesondere in Speisekarten, wo ein „Nachttisch“ als süße Überraschung angekündigt wird.

Gemütliches Wiener Kaffeehaus mit Sachertorte und Apfelstrudel als Nachtisch.

Praktische Tipps für die Nutzung im Alltag

  • In formellen Menüs lieber Nachspeise verwenden, da es neutraler klingt.
  • In Süddeutschland und Österreich ist Nachtisch die bevorzugte Bezeichnung - hier wirkt das Wort heimischer.
  • Wenn du ein internationales Publikum ansprichst, nutze Dessert oder gib beide Begriffe an, z. B. "Dessert (Nachtisch)".
  • Vermeide Verwechslungen mit Nachttisch in schriftlichen Texten, indem du den Kontext klar machst.

Ein Blick in die Speisekarten

Ein schönes Beispiel für die Vielfalt findet man in deutschen Restaurants: Die Speisekarte listet oft sowohl Nachspeise als auch Nachtisch auf, um unterschiedliche regionale Vorlieben zu bedienen. In Wiener Kaffeehäusern steht der Nachtisch fast immer im Mittelpunkt - sei es ein Sachertorte oder ein leichtes Eis.

Fazit: Mehr als nur ein Wort

Zusammengefasst ist Nachtisch Herkunft ein Spiegel der kulturellen Einflüsse, regionalen Gewohnheiten und historischen Sprachentwicklungen. Das Wort erzählt von französischer Haute Cuisine, von deutschen Mundarten und von der Freude, ein Essen mit etwas Süßem abzurunden.

Woher kommt das Wort "Nachtisch"?

Der Begriff leitet sich aus dem mittelhochdeutschen "nach der Tische" ab und wurde im 17. Jahrhundert durch den französischen Einfluss zu "Dessert" weiterentwickelt.

Unterschied zwischen "Nachtisch" und "Nachspeise"?

Beide bedeuten das süße Ende einer Mahlzeit. "Nachtisch" ist vor allem im süddeutschen Raum üblich, während "Nachspeise" allgemein im deutschen Sprachgebiet verwendet wird.

Ist "Dessert" ein fremdsprachlicher Begriff?

Ja, "Dessert" stammt aus dem Französischen und geht zurück auf das lateinische "desservire" ("abservieren"). Heute ist es international verbreitet.

Warum gibt es das Wort "Nachttisch"?

"Nachttisch" ist ein eigenständiges Wort für das Möbelstück neben dem Bett. Es klingt ähnlich wie "Nachtisch", hat aber eine völlig andere Herkunft.

Wie wähle ich das passende Wort für mein Menü?

Orientiere dich an deiner Zielgruppe: In Österreich und Süddeutschland "Nachtisch", sonst "Nachspeise" oder international "Dessert".

2 Kommentare

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    Nadja Senoucci

    Oktober 17, 2025 AT 13:56

    Nachtisch heißt so, weil das Wort im Mittelhochdeutschen „nach dem Tisch“ bedeutete. Der Begriff hat sich im Süden Deutschlands gehalten.

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    David Kavanagh

    Oktober 19, 2025 AT 21:29

    Der regionale Unterschied zwischen *Nachtisch* und *Nachspeise* lässt sich eindeutig nach Bundesländern kartieren. In Bayern, Österreich und der Schweiz sieht man fast ausschließlich *Nachtisch* auf den Menükarten. Im Norden, etwa in Hamburg oder Schleswig‑Holstein, wird dagegen *Nachspeise* bevorzugt. Der Grund liegt nicht nur im Klang, sondern auch in historischen Handelsbeziehungen zu Frankreich. Dort kam das französische *dessert* früher ein und beeinflusste die süddeutschen Küchen. Wer ein internationales Publikum bedienen will, nennt das süße Ende gern *Dessert (Nachtisch)*.

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