Sichtmauerwerk innen: Versiegeln, Fugen und Pflege richtig machen

Sichtmauerwerk innen: Versiegeln, Fugen und Pflege richtig machen

Angela Shanks 9 Dez 2025

Was ist Sichtmauerwerk innen?

Sichtmauerwerk innen ist ein gestalterisches Element aus sichtbar belassenem Mauerwerk, das nicht verputzt oder verkleidet wird, sondern als optischer Akzent in Wohnräumen dient. Es entsteht, wenn Ziegel, Kalksandstein oder andere Mauersteine direkt sichtbar bleiben - oft in Loft-Wohnungen, Industrie-Lofts oder modernen Neubauten mit klaren Linien. Im Gegensatz zu Außenmauerwerk ist es nicht Wind und Regen ausgesetzt, aber es leidet unter alltäglicher Berührung, Staub, Fett und Reinigungsmitteln. Deshalb braucht es eine gezielte Behandlung, um lange schön zu bleiben.

Welche Steine eignen sich für innen?

Nicht jeder Stein ist für innen geeignet. Laut DIN EN 771-2 und DIN 20000-402 sollten Sie für hochwertiges Innensichtmauerwerk KS-Verblender (Kalksandstein-Verblender) verwenden. Diese Steine haben eine gleichmäßige Oberfläche, geringe Porosität und sind ideal für saubere Fugen. Standard-Kalksandsteine können auch verwendet werden - aber nur, wenn keine Frostbeständigkeit nötig ist. Da es innen nicht friert, ist das kein Problem. Wichtig ist aber die Ebenheit: Die Wand darf maximal 10 mm Unebenheit auf 10 cm Messdistanz aufweisen. Das schaffen die meisten modernen Kalksandsteine problemlos.

Bevor Sie anfangen, lagern Sie die Steine immer auf Holzpaletten - niemals direkt auf dem Boden. Sonst saugen sie Feuchtigkeit aus dem Untergrund auf, was später zu Ausblühungen führt. Das sind weiße, salzige Ablagerungen, die sich nicht einfach abwischen lassen.

Fugen richtig verfugen - das müssen Sie wissen

Fugen sind der Schlüssel zum Aussehen Ihres Sichtmauerwerks. Sie müssen sauber, gleichmäßig und dicht sein. Ein Fugeisen ist das Standardwerkzeug: Damit ziehen Sie den Mörtel glatt in die Fuge, ohne ihn hineinzudrücken oder zu rütteln. Zu viel Druck reißt die Fuge auf, zu wenig lässt sie unsauber aussehen.

Alternativ gibt es den Fugenglattstrich. Hier wird kein extra Fugenmörtel verwendet - der gleiche Mörtel, mit dem Sie die Steine verlegen, wird einfach an den Stößen glattgestrichen. Das spart Zeit und Material, aber es erfordert mehr Geschick. Die Fugen sollten flach oder leicht konkav sein, nie gewölbt. Gewölbte Fugen sammeln Schmutz und sind schwer zu reinigen.

Alle Hohlstellen, Risse über 0,2 mm Breite oder abgebrochene Fugen müssen ausgebessert werden. Sonst wird das Mauerwerk später brüchig oder nimmt Feuchtigkeit auf. Nach dem Verfugen wischen Sie die gesamte Wand mit einem nassen Schwamm ab, um Mörtelspritzer von den Steinen zu entfernen. Danach muss die Wand zwei Wochen lang vor direkter Sonne und Zugluft geschützt werden. Sonst trocknet der Mörtel zu schnell - und bricht.

Handwerkliche Fugenglättung an innenliegendem Mauerwerk mit Werkzeug.

Versiegeln: Wie macht man das richtig?

Ein unversiegeltes Sichtmauerwerk nimmt Schmutz, Fett und Feuchtigkeit auf - besonders in der Küche oder im Bad. Versiegeln schützt, ohne das natürliche Aussehen zu verlieren. Es gibt zwei Hauptmethoden: chemische Imprägnierungen und natürliche Öle.

Leinöl und Ölwachs sind die beliebtesten natürlichen Lösungen. Sie dringen tief ein, betonen die Struktur der Steine und verleihen ihnen einen warmen, leicht glänzenden Look. Auftragen: in zwei bis drei dünnen Schichten, jeweils 24 Stunden trocknen lassen. Nach dem letzten Anstrich wischen Sie mit einem trockenen Tuch nach, um überschüssiges Öl zu entfernen. Das Ergebnis ist langlebig, atmungsaktiv und lässt sich später leicht nachbehandeln.

Chemische Imprägnierungen wie Silan- oder Siloxanbasis-Produkte sind schneller und wasserabweisender, aber sie wirken wie ein Film. Sie können das Aussehen verändern - oft zu glänzend oder kalt. Sie eignen sich nur, wenn Sie eine hohe Schutzstufe brauchen, z. B. in einem Waschraum. Achten Sie darauf: Chemische Mittel nur bei hartnäckigen Verschmutzungen verwenden - und immer nachträglich imprägnieren, um die Poren zu schützen.

Pflege: Wie reinigt man Sichtmauerwerk innen?

Die Pflege ist einfach - wenn Sie die richtigen Mittel nutzen. Für tägliche Reinigung reicht ein Staubsauger mit weichem Bürstenaufsatz oder ein trockenes, fusselfreies Tuch. Feuchte Reinigung? Nur mit lauwarmem Wasser und pH-neutralen Reinigern. Keine Essig- oder Säure-Reiniger! Die greifen den Mörtel an und machen die Fugen porös.

Für stärkere Verschmutzungen, wie Fett oder Ruß, verwenden Sie eine weiche Bürste mit Kunststoff- oder Naturborsten. Arbeiten Sie immer von oben nach unten - sonst verteilen Sie den Schmutz. Bei Klinkerwänden im Wohnzimmer reicht oft nur ein feuchtes Tuch. Bei neuem Mauerwerk können Sie leichte Flecken mit einem Spachtel abkratzen, ohne die Oberfläche zu beschädigen.

Vermeiden Sie Hochdruckreiniger - auch wenn sie verlockend wirken. Sie reißen die Fugen auf und drücken Schmutz tiefer in die Poren. Das Ergebnis: Eine dunkle, verunreinigte Wand, die sich nicht mehr reinigen lässt.

Wand mit Ausblühungen und leichtem Ölschimmer, Zeichen von Feuchtigkeit und Pflege.

Was tun bei Feuchtigkeit oder Ausblühungen?

Wenn Sie weiße, kristalline Ablagerungen an der Wand sehen - das sind Salzausblühungen. Sie kommen von Feuchtigkeit, die aus dem Mauerwerk verdunstet. Der Fehler: Man versucht, sie einfach abzuwischen. Das hilft nicht. Die Ursache muss beseitigt werden.

Erst prüfen: Woher kommt die Feuchtigkeit? Ist es ein Leck? Kondenswasser? Kapillarfeuchtigkeit aus dem Boden? Erst wenn die Ursache beseitigt ist, können Sie sanieren. Dann entfernen Sie den Altputz bis 1 Meter über der sichtbaren Schadensgrenze. Danach tragen Sie einen Sanierputz auf - z. B. von Baumit. Dieser Putz saugt die Feuchtigkeit auf und lässt sie langsam verdunsten, ohne Schäden zu verursachen. Achten Sie auf die Luftfeuchtigkeit: Sie muss unter 65 % liegen, sonst trocknet der Putz nicht richtig.

Bei stark versalzten Wänden bohren Sie Löcher in die unterste Fuge über dem Boden. 14 mm Durchmesser, 5 cm vor der Mauerwand endend. Bei 10-40 cm Mauerstärke: Löcher im Abstand von 12,5 cm. Bei 41-70 cm: nur 8 cm Abstand. Das ist die Standardmethode, um Feuchtigkeit abzuleiten - aber nur, wenn die Ursache beseitigt ist.

Was ist der aktuelle Trend?

In den letzten fünf Jahren ist die Nachfrage nach Sichtmauerwerk innen um 35 % gestiegen. Der Grund: Industrial-Design, Loft-Look und das Verlangen nach authentischen, natürlichen Materialien. Die Menschen wollen Wände, die erzählen - nicht nur verstecken.

Die Branche reagiert: Neue Imprägnierungen mit pflanzlichen Ölen und Bienenwachs kommen auf. Experten prognostizieren, dass in den nächsten drei Jahren die Nachfrage nach natürlichen Mitteln um 25 % steigen wird. Synthetische Produkte dagegen verlieren an Bedeutung. Auch die DIN-Normen wurden 2023 aktualisiert - jetzt gibt es klare Regeln für die Ebenheit, die Fugen und die Verarbeitung von Kalksandsteinen innen.

Das bedeutet: Wer heute Sichtmauerwerk einbaut, hat eine langfristige Investition. Richtig behandelt, hält es ein Leben lang - und wird mit der Zeit sogar schöner.

Was nicht tun: Häufige Fehler

  • Nicht auf die Lagerung achten: Steine auf dem Boden lagern → Ausblühungen nach 2 Jahren.
  • Fugen mit zu viel Druck verfugen → Risse und lockere Fugen.
  • Chemische Reiniger ohne Imprägnierung nutzen → Poren werden beschädigt.
  • Hochdruckreiniger verwenden → Fugen werden zerstört.
  • Sanierputz auftragen, ohne Feuchtigkeitsursache zu beseitigen → Schaden bleibt.
  • Wand mit Öl überziehen, ohne vorher zu reinigen → Schmutz wird eingeschlossen.

Ein Tipp aus der Praxis: Wenn Sie unsicher sind - fragen Sie einen Verfuger. Ein guter Profi sieht auf den ersten Blick, ob die Fugen stabil sind, ob die Steine richtig gelagert wurden, und ob die Wand trocken genug ist für eine Versiegelung. Das spart Zeit, Geld und Nerven.

Kann ich Sichtmauerwerk innen selbst verlegen?

Ja, das ist möglich - aber nur, wenn Sie Erfahrung mit Mauerwerk haben. Die Steine müssen genau ausgerichtet werden, die Fugen gleichmäßig verfugt und die Wand danach ordentlich gereinigt. Wer keine Erfahrung hat, sollte sich von einem Profi beraten lassen. Ein falsch verlegter Stein kann später zu Rissen oder Feuchtigkeitsschäden führen.

Welches Öl ist am besten für Kalksandstein?

Leinöl ist das klassische und beste Mittel. Es ist atmungsaktiv, dringt tief ein und verändert den Farbton nur leicht - es macht die Steine wärmer, nicht dunkler. Ölwachs mit Leinöl als Basis ist ebenfalls sehr gut, besonders für Küchen oder Bäder. Vermeiden Sie Terpentin- oder Mineralöle - sie trocknen nicht richtig und ziehen Staub an.

Wie oft muss ich Sichtmauerwerk innen nachversiegeln?

Bei natürlichen Ölen wie Leinöl alle 3-5 Jahre, je nach Belastung. In der Küche oder im Flur, wo viel Berührung stattfindet, vielleicht alle 2 Jahre. Prüfen Sie einfach: Wenn die Wand matt wirkt und Schmutz leicht eindringt, ist es Zeit für eine neue Schicht. Chemische Imprägnierungen halten länger - bis zu 10 Jahre - aber sie verlieren ihre Wirkung, wenn sie beschädigt werden.

Darf ich Sichtmauerwerk streichen?

Technisch ja - aber es macht den Sinn des Sichtmauerwerks zunichte. Wenn Sie streichen, verlieren Sie die Textur, die Struktur, das authentische Aussehen. Wenn Sie eine andere Farbe wollen, ist ein Sanierputz oder ein dünnflüssiger Farbton auf Wasserbasis besser. Aber auch das sollte nur als letzter Ausweg gelten. Sichtmauerwerk lebt von seiner Natürlichkeit.

Was kostet die professionelle Versiegelung einer Wand?

Die Kosten liegen zwischen 15 und 30 € pro Quadratmeter, je nach Wandgröße, Zustand und verwendeten Mitteln. Dazu kommt die Reinigung und eventuell die Fugeninstandsetzung. Für eine typische Wohnzimmerwand von 15 m² rechnen Sie mit 250-450 €. Es lohnt sich, weil eine professionelle Behandlung die Lebensdauer verdoppelt - und das Aussehen erhält.

2 Kommentare

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    Ute Klang

    Dezember 9, 2025 AT 11:55
    Ich liebe Sichtmauerwerk! Aber echt: Wer das ohne Profi macht, wird später weinen. 😅
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    Torsten Muntz

    Dezember 9, 2025 AT 13:39
    Falsch. DIN 20000-402 existiert nicht. Sie meinen DIN EN 771-2 und DIN 105-1. Und nein, Kalksandstein darf nicht als Sichtmauerwerk innen verwendet werden, wenn er nicht speziell für diesen Zweck geprüft ist. Ihre Quellen sind veraltet.

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