Du bekommst eine Kostenvorschreibung für Dach, Fassade oder Heizung - und dein Konto sagt: unmöglich. Atme. In Österreich gibt es mehr Hebel, als die meisten denken: Förderungen, Raten, Aufschub, Anpassungen am Projekt - und klare Rechte. Hier ist der Fahrplan, der dich handlungsfähig macht, ohne Schönreden.
- TL;DR: Kläre zuerst, ob die Sanierung Pflicht ist (Erhaltung) oder Kür (Verbesserung). Das steuert, was du zahlen musst.
- Sprich früh mit Hausverwaltung/Handwerksbetrieb: Raten, Aufschub, Phasung verhandeln - schriftlich bestätigen lassen.
- Nutze Förderungen 2025: Bundes- und Landesprogramme, Handwerkerbonus, teils bis zu 50-75%, für niedrige Einkommen sogar mehr.
- Prüfe Finanzierung schlau: Bauspar-/Wohnkredit, WEG-Darlehen, soziale Hilfen. Achte auf KIM-Regeln (40% Haushaltsquote, 90% Beleihung).
- Dokumente bereitlegen: Angebote, Energieausweis, Förderfähigkeiten. Mustertext für Zahlungserleichterung findest du weiter unten.
Was ist wirklich Pflicht? Rechte, Pflichten und typische Irrtümer
Bevor du über Geld sprichst, kläre die Pflicht. In Österreich unterscheidet das Recht zwischen Erhaltung (muss) und Verbesserung (kann). Das macht einen gewaltigen Unterschied.
- Eigentumswohnung (WEG 2002): Erhaltungsarbeiten (z. B. undichte Dachsanierung, kaputte Steigleitungen, Sicherheitsmängel) sind Pflicht der Gemeinschaft; die Kosten werden über die Rücklage und zusätzliche Vorschreibungen getragen. Für „Verbesserungen“ (z. B. schicke Fassadengestaltung, barrierefreie Extras) braucht es Beschlüsse; die Kostenverteilung kann abweichen. Rechtsgrundlage: Wohnungseigentumsgesetz 2002.
- Miete (MRG): Der/die Vermieter:in muss Erhaltung sicherstellen. Kosten dürfen nicht nach Belieben auf die Miete aufgeschlagen werden. Verbesserungen können unter Voraussetzungen zu Mieterhöhungen führen, aber das ist stark geregelt (Mietrechtsgesetz). Hol dir Rat bei AK oder Mietervereinigung.
- Einfamilienhaus: Du entscheidest. Gleichzeitig trägst du das volle Kosten- und Sanierungsrisiko - und hast maximale Förderfreiheit.
Praxis-Fall aus Graz: Eine Fassade ist beschädigt, der Energieausweis zeigt schlechte Werte. Erhaltung (Abdichtung, Sicherheit) ist Pflicht. Ein Wärmedämmverbundsystem und neue Fenster sind meist „Verbesserung“, werden aber oft mitgeplant. Ergebnis: Pflichtkosten müssen alle tragen; für die Komfort-Verbesserungen kann es Spielraum geben - oder getrennte Abstimmung.
Wichtiger Punkt: Rücklagen. Laut WEG gibt es eine Erhaltungsrücklage. Reicht sie nicht, dürfen Nachzahlungen vorgeschrieben werden. Bevor du zahlst: Einsicht in die Rücklagenhöhe und den Sanierungsplan verlangen. Das ist legitim. Arbeiterkammer (AK) und der Verein für Konsumenteninformation (VKI) raten immer zu Dokumenteneinsicht, bevor du etwas unterschreibst.
Dein 48-Stunden-Plan: Wenn das Geld fehlt
Du musst nicht sofort alles wissen. Aber du brauchst jetzt Tempo und Struktur. So gehst du in zwei Tagen von „Panik“ zu „Plan“.
- Kosten und Pflichtstatus klären: Fordere von Hausverwaltung/Handwerksbetrieb die vollständige Kostenaufstellung, Leistungsbeschreibung, Zeitplan und Begründung (Erhaltung vs. Verbesserung). Frage nach Alternativen (Reparatur statt Austausch, Teilsanierung, Phasung).
- Frist stoppen: Bitte schriftlich um Fristverlängerung, wenn du Unterlagen prüfst oder Förderungen beantragst. Seriöse Verwaltungen geben meist 2-4 Wochen Aufschub, wenn du es gut begründest.
- Zahlungsplan verhandeln: Bitte um Ratenzahlung oder befristeten Aufschub. Nenne einen konkreten Vorschlag (z. B. 24 Monatsraten). Bitte um Verzicht oder Deckelung von Verzugszinsen während der Förderabwicklung.
- Förder-Check starten: Prüfe Bundes- und Landesförderungen (siehe unten). Häufig brauchst du: Angebote/Leistungsverzeichnis, Energieausweis/Energieberatung, Fotos, Meldezettel, Einkommensnachweis. Manche Programme (z. B. Heizungstausch) verlangen die Förderzusage vor Auftragsbeginn.
- Budget-Realität: Streiche „nice-to-have“ Positionen. Konzentriere dich auf Sicherheits- und Energie-Themen, die Pflicht sind oder die laufenden Kosten stark senken.
Mustertext (kurz) an Hausverwaltung/Handwerksbetrieb:
„Sehr geehrte Damen und Herren, die vorgeschriebene Sanierung übersteigt aktuell meine Leistungsfähigkeit. Ich beantrage eine Ratenzahlung von [Betrag] über [Anzahl] Monate und eine Fristverlängerung bis [Datum], da ich Förderungen beantrage und Finanzierungsangebote einhole. Bitte bestätigen Sie mir schriftlich, dass in dieser Zeit keine Mahnspesen/Verzugszinsen anfallen bzw. gedeckelt sind. Beigefügt: Einkommensnachweis/Angebote. Vielen Dank.“
Pro-Tipps aus der Praxis:
- Immer drei Angebote einholen - auch bei Gemeinschaftsprojekten. Die Verwaltung muss Wettbewerb ernst nehmen.
- „Phasenplan“ vorschlagen: Dach jetzt abdichten, Vollsanierung nächsten Sommer. So verteilst du Kosten und sicherst das Nötigste.
- Finger weg von Baranzahlungen ohne Sicherheiten. Seriöse Betriebe arbeiten mit Abschlagsplänen gegen Baufortschritt.
- Dokumente digital ordnen (PDF, Dateinamen mit Datum). Das spart Nerven in der Förderstelle.

Förderungen 2025 in Österreich: Was realistisch drin ist
Viele Sanierungen kippen am Preis - bis die richtige Förderung ins Spiel kommt. Für 2025 sind in Österreich mehrere Töpfe relevant. Die Zahlen schwanken je nach Programm und Bundesland, aber der Hebel ist kräftig.
- Bundesförderungen (BMK, Umweltförderung im Inland - abgewickelt durch KPC): Heizungstausch auf erneuerbar (z. B. Wärmepumpe, Fernwärme, Biomasse), thermische Sanierung (Dämmung, Fenster/Türen), Einzelmaßnahmen. Programme wie „Raus aus Öl und Gas“ wurden fortgeführt und teils erweitert.
- Sozial-Programme: Für niedrige Einkommen gibt/gab es spezielle Schienen mit sehr hohem Zuschuss (Stichwort „Sauber Heizen“ für einkommensschwache Haushalte). Unbedingt prüfen, ob du reinfällst - da sind bis zu 75-100% möglich, mit Deckeln.
- Landesförderungen (z. B. Steiermark, Wien, NÖ): Wohnbauförderung für Sanierungen, oft kombinierbar mit Bund. In Graz/Steiermark ist die Kombination häufig der Schlüssel, damit es überhaupt leistbar wird.
- Handwerkerbonus 2025: Zuschuss zu Arbeitsleistungen für viele Renovierungen, mit Jahresdeckel. Gilt nur bei ordentlicher Rechnung und unbarer Zahlung. Er wird gerne übersehen - kann aber 10-20% der Lohnkosten schlucken.
- Gemeinde/Versorger: Manche Städte oder Energieversorger legen Extra-Boni drauf (z. B. Fernwärmeanschluss, Beratungschecks). Kurz anrufen lohnt sich.
Wichtig: Förderbedingungen ändern sich. Prüfe vor Auftrag: „Antrag vor Beginn“ oder „nachträglich“? Braucht es eine Energieberatung? De-minimis/Haushaltsgrenzen? Für Mieter:innen: Förderungen gehen oft an die Eigentümer:in - frag nach vertraglicher Weitergabe von Vorteilen.
Maßnahme (Beispiel) | Typische Kosten-Spanne | Mögliche Förderung 2025 (Richtwerte) | Hinweise |
---|---|---|---|
Heizungstausch Öl/Gas → Wärmepumpe | € 15.000-28.000 | 30-50%, einkommensschwach teils bis 75-100% | Antrag oft vor Auftrag; Schall-/Hydraulikplanung wichtig |
Fernwärmeanschluss | € 8.000-18.000 | 20-40%, regionale Boni möglich | Verfügbarkeit prüfen, Grundgebühren rechnen |
Fassadendämmung (WDVS) | € 150-250/m² | 20-35%, Kombi mit Land/Bonus oft sinnvoll | Gerüstkosten hoch - mit Fenster bündeln |
Fenster tauschen (3-fach) | € 700-1.200 pro Fenster | pauschale Zuschüsse je Einheit | U-Werte, Montagequalität beachten |
Dachsanierung | € 150-300/m² | 10-25% bei Energiebezug | Statik/Abdichtung klären, Photovoltaik mitdenken |
Quellen (ohne Links): Bundesministerium für Klimaschutz (BMK), Kommunalkredit Public Consulting (KPC) - Umweltförderung im Inland, Wohnbauförderungen der Länder (z. B. Land Steiermark), Arbeiterkammer (AK), VKI. Die exakten Sätze hängen von Technik, Energiekennzahlen und Haushalt ab.
Checkliste Unterlagen für gängige Förderungen:
- Angebote mit Leistungsbeschreibung
- Energieausweis oder Energieberatung/ Sanierungsfahrplan
- Fotos Ist-Zustand
- Grundbuchauszug oder Mietvertrag (Eigentum/Miete)
- Meldezettel, Einkommensnachweis (für Sozialförderungen)
- Rechnungen, Zahlungsnachweise (unbar)
Finanzieren ohne Bauchweh: Raten, Bausparen, Kredit, WEG-Darlehen
Förderungen allein reichen oft nicht. Dann brauchst du eine Finanzierung, die deinen Alltag nicht sprengt.
- Ratenzahlung direkt mit Hausverwaltung/Handwerksbetrieb: Kostet selten Gebühren, wenn gut verhandelt. Ideal für Beträge bis mittlerer fünfstelliger Bereich, Laufzeit 12-36 Monate.
- Bauspardarlehen: In Österreich Klassiker über die Bausparkassen. Vorteil: oft planbare Raten, Sondertilgung möglich. Beachte Effektivzinsen und Gebühren. Für kleinere bis mittlere Volumina stark.
- Wohnkredit/Hypothek: Größere Beträge mit längerer Laufzeit. Seit der KIM-Verordnung der FMA gelten u. a. Richtwerte: Beleihungsquote meist max. 90%, Laufzeit bis 35 Jahre, Haushaltsbelastung durch Kredite meist max. 40% des Nettoeinkommens. Banken haben Ausnahmen, aber zähle nicht blind darauf.
- WEG-Darlehen (Gemeinschaftskredit): Die Eigentümergemeinschaft nimmt ein Darlehen auf; Rückzahlung über die Vorschreibung. Vorteil: bessere Konditionen durch Volumen; Nachteil: du hängst kollektiv drin. Unbedingt Protokoll, Konditionen, Ausstiegsklauseln prüfen.
- Sozialfonds/Überbrückung: Manchmal helfen Gemeinden oder Sozialstellen in Härtefällen mit Zuschüssen oder zinslosen Darlehen. Fragen kostet nichts.
Wie viel Rate ist „gesund“? Faustregel: Addiere alle Kreditraten inklusive der neuen Rate. Liegt die Summe über 30-35% deines Haushaltsnettos, wird es eng - auch wenn 40% rechtlich möglich sein kann. Rechne Strom, Heizung, Betriebskosten mit ein, denn Sanierung spart zwar Energie, aber nicht jede Maßnahme wirkt sofort.
Pro-Tipps für deinen Finanzplan:
- Immer mit Effektivzins vergleichen, nicht nur den „Nominalzins“. Achte auf Abschluss- und Kontoführungsgebühren.
- Variable Zinsen? Baue einen Puffer für Zinsanstiege ein oder frage nach Zinsobergrenzen.
- Tilgungsfreie Zeit kann helfen, bis Fördergelder ausbezahlt sind. Lass dir das schriftlich zusichern.
- Kein Dispo für Sanierung. Zu teuer, zu riskant.
Und ja: Sanierung kann deinen Immobilienwert und die Vermietbarkeit verbessern. Aber zähle das nicht als „Sicherheitsnetz“ für die Rate. Liquide bleiben ist wichtiger.

FAQ, Checklisten und nächste Schritte
Hier bündle ich die häufigsten Fragen und gebe dir Tools, damit du sofort ins Tun kommst. Ich lebe in Graz und kenne die steirische Praxis gut - vieles gilt aber österreichweit ähnlich.
Mini-FAQ
- Was passiert, wenn ich als Eigentümer:in die Vorschreibung nicht zahle? - Mahnung, Verzugszinsen, Klage. Die Eigentümergemeinschaft hat starke Rechte, um Erhaltungsarbeiten durchzusetzen. Früh reden bringt fast immer Raten statt Rechtsschritte.
- Darf die Mehrheit „Luxus“ beschließen und mich zwingen? - Verbesserungen brauchen Beschlüsse und müssen angemessen sein. Lass prüfen, ob es wirklich Erhaltung ist. AK/VKI helfen beim Einordnen.
- Ich bin Mieter:in und die Miete steigt wegen Sanierung - zulässig? - Nur unter engen Bedingungen. Erhaltung darf nicht einfach auf dich abgewälzt werden. Hol dir rechtliche Beratung (AK, Mietervereinigung).
- Bekomme ich Förderung rückwirkend? - Manche ja, viele nein. Heizungstausch und thermische Sanierung verlangen oft den Antrag vor Auftrag. Regel checken, sonst verschenkst du tausende Euro.
- Drei Angebote - muss ich wirklich? - Für Förderungen und für deinen Geldbeutel: ja. Es gibt massive Preisunterschiede, gerade bei Gerüst- und Installationskosten.
- Kann ich Eigenleistung anrechnen? - Meist nein für Förderungen. Ausnahme: einzelne Landesprogramme honorieren gewisse Eigenleistungen begrenzt. Rechnungen vom Profi sind der Goldstandard.
Checkliste: In 30 Minuten zur Finanz-Übersicht
- Liste alle Positionen der Sanierung mit Betrag.
- Markiere: Pflicht (Erhaltung) vs. Kür (Verbesserung).
- Ziehe den Förder-Schätzwert ab (konservativ: 20-30%).
- Restbetrag in 24/36/60 Monate teilen - passt die Rate unter 35% Netto? Ja/Nein.
- Wenn Nein: Phase strecken, Kür kürzen, WEG-Darlehen prüfen, Landesbonus nachlegen.
Muster-Entscheidungsbaum
- Eigentumswohnung + Pflicht-Erhaltung + zu teuer → Raten mit Verwaltung + WEG-Darlehen prüfen + Förderungen (Bund/Land) + Sozialtopf anfragen.
- Einfamilienhaus + Heizung alt → Erst Förderzusage (KPC), dann Auftrag. Wenn Geld knapp: Handwerkerbonus + Bauspardarlehen + Phasung (Heizung jetzt, Dämmung später).
- Miete + Modernisierung → Rechtsprüfung (MRG) + schriftliche Einwendungen + AK/Mietervereinigung.
Dokumente anfordern (freundlich, bestimmt)
- „Bitte um Einsicht in Rücklagenstand, letzten Prüfbericht, Leistungsverzeichnis, Beschlussprotokoll und Zeitplan der Arbeiten.“
- „Bitte um schriftliche Bestätigung der Ratenzahlung/Fristverlängerung mit Konditionen (Zinsen, Laufzeit, Fälligkeiten).“
Fehler, die du vermeiden willst
- Auftrag unterschreiben, bevor Förderbedingungen klar sind.
- Raten mündlich vereinbaren. Immer schriftlich.
- Komplette Sanierung auf Pump ohne Energieeffekt. Priorisiere Maßnahmen mit hohem Einsparhebel (z. B. Heizungstausch, Dämmung neuralgischer Stellen, Fenster).
- Allein kämpfen. Hol dir Mitstreiter:innen in der Eigentümerversammlung - zu zweit verhandelt es sich leichter.
Nächste Schritte - kompakt
- Rechtslage klären: Erhaltung vs. Verbesserung (WEG/MRG). Bei Unsicherheit: AK oder VKI kontaktieren.
- Drei Angebote und eine Minimalvariante einholen.
- Förder-Quickcheck: BMK/KPC + Land (z. B. Steiermark) + Handwerkerbonus + Gemeinde/Versorger.
- Zahlungsplan verhandeln und schriftlich fixieren.
- Finanzierung wählen: Raten/Bauspar/Hypothek/WEG-Darlehen - Rate unter 35% Netto halten.
- Alles dokumentieren, Fristen im Kalender tracken.
Troubleshooting nach Persona
- Pensionistin, mittleres Einkommen, Eigentum: Sozialförderung prüfen (Einkommensgrenzen), WEG-Darlehen mit langer Laufzeit, Handwerkerbonus mitnehmen, Rate unter 30% halten.
- Alleinerziehend, Miete: Modernisierungszuschlag prüfen lassen, Härtefallfonds der Stadt anfragen, Energieberatung gratis nutzen.
- Junges Paar, Haus: Erst die „dicken Brocken“ mit Förderplus (Heizung, Dämmung Kernflächen), Rest phasen. Bauspardarlehen statt Dispo.
Ein persönlicher Gedanke: Ich sehe hier in Graz oft, wie aus „nicht leistbar“ ein „machbar“ wird, sobald die Zahlen auf dem Tisch liegen. Förderungen greifen, Raten beruhigen, und eine kluge Reihenfolge spart am Ende mehr, als sie kostet. Wenn du nur einen Schritt heute machst, dann diesen: Fordere die Unterlagen an und stelle deinen Förder-Check. Der Rest folgt.
PS: Einmal, aber bewusst platziert: Sanierung finanzieren heißt nicht, dich zu überfordern. Es heißt, die richtige Mischung aus Pflicht, Förderung und fairer Rate zu finden.