Warum Sie Ihre Dachfenster und Gauben jetzt prüfen sollten
Ein tropfendes Dachfenster oder eine feuchte Wand unter der Gaube ist kein Zufall. Das ist das Ergebnis von jahrelanger Vernachlässigung. Viele Hausbesitzer glauben, dass ein trockenes Dach auch ein sicheres Dach ist. Doch das stimmt nicht. Die größten Schäden entstehen nicht durch plötzliche Lecks, sondern durch langsame, unsichtbare Feuchtigkeit, die Holz zerfrisst, Isolierung verklumpt und Schimmel fördert. Besonders an Dachfenstern und Gauben, wo verschiedene Materialien aufeinander treffen, entstehen Schwachstellen - oft unsichtbar für das bloße Auge.
Die beste Zeit, um zu prüfen, ist jetzt. Der Herbst ist ideal: Die Temperaturen sind noch mild genug für eine Außenuntersuchung, aber schon kalt genug, um Unterschiede im Wärmeverhalten sichtbar zu machen. Warten Sie bis zum Winter? Dann riskieren Sie, dass die Feuchtigkeit im Dachboden gefriert, ausdehnt und massive Schäden verursacht. Und im Frühjahr, wenn die Sonne wieder scheint, ist es oft zu spät - die Schäden sind schon da.
Die drei wichtigsten Anzeichen für Undichtigkeit
Sie brauchen keine Technik, um erste Warnsignale zu erkennen. Schauen Sie einfach in Ihr Haus. Wenn Sie eines dieser drei Dinge sehen, ist es Zeit zu handeln:
- Feuchtigkeitsspuren an der Decke oder Wand unter der Gaube - besonders in Ecken oder entlang der Fensterlaibung. Das ist kein einfacher Kondenswasserfleck. Das ist eingedrungener Regen.
- Verfärbte oder weiche Holzleisten - besonders an der Übergangsstelle zwischen Gaube und Dach. Holz, das sich leicht eindrücken lässt, ist bereits faul.
- Luftzug beim Fenster - wenn Sie den Papierstreifen-Test machen: Halten Sie einen dünnen Streifen Papier an den Fensterfalz. Wenn er sich nicht bewegen lässt, ist das Fenster zu dicht - das ist schlecht für die Luftqualität. Wenn er mit leichtem Widerstand gleitet, ist die Abdichtung optimal. Wenn er einfach herauffliegt, ist Luft und damit Feuchtigkeit durch.
Ein weiteres Zeichen: Schimmel an der Innenseite der Fensterlaibung. Das ist kein Problem der Luftfeuchtigkeit im Zimmer. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Wärmebrücke am Fenster so stark ist, dass die Luft dort abkühlt und Kondenswasser bildet. Das ist ein Wärmeschutz-Problem - und es wird schlimmer, wenn Sie es ignorieren.
Wie Sie die Dichtheit mit einfachen Mitteln prüfen
Sie brauchen keinen Techniker, um die ersten Schritte zu machen. Hier ist, was Sie selbst tun können:
- Beginnen Sie mit der Sichtprüfung - Gehen Sie auf den Dachboden und schauen Sie sich alle Übergänge zwischen Gaube und Dach an. Achten Sie auf Risse in der Dichtmasse, abgefallene Dachziegel oder lose Dachbahnen. Besonders kritisch: Ecken, Kanten und die Stelle, wo das Fenster in die Gaubenwand einmündet.
- Benutzen Sie den Papierstreifen-Test - Für jedes Dachfenster. Nehmen Sie einen Streifen Küchenpapier (ca. 5 cm breit) und schieben Sie ihn zwischen Fenster und Rahmen. Wenn er sich mit leichtem Widerstand bewegt - alles in Ordnung. Wenn er nicht geht - das Fenster ist zu dicht und lässt keine Luftzirkulation zu. Wenn er einfach herausfällt - Luft und Feuchtigkeit kommen durch. Das ist kein Design-Problem. Das ist ein Sicherheitsproblem.
- Probieren Sie den Rauchtest - Nehmen Sie eine Zigarette, einen Räucherstäbchen oder ein Feuerzeug mit leichtem Rauch. Halten Sie ihn an die Fensterfuge oder die Naht zwischen Gaube und Dach. Wenn der Rauch abgelenkt wird, verschwindet oder sich in einer Ecke sammelt - da ist ein Undichtigkeitspunkt. Der Rauch zeigt Ihnen genau, wo die Luft entweicht. Das ist einfacher, als Sie denken.
Diese Methoden sind nicht perfekt. Aber sie sind schnell, billig und sagen Ihnen: „Hier ist etwas falsch.“ Wenn Sie eines dieser Anzeichen finden, sollten Sie einen Profi holen. Nicht weil Sie es nicht selbst reparieren können - sondern weil die Ursache oft tiefer liegt.
Warum Thermografie der beste Weg ist, um verborgene Probleme zu finden
Wenn Sie schon einmal eine Wärmebildkamera gesehen haben, wissen Sie: Sie zeigt Ihnen, was das Auge nicht sieht. In der Dachprüfung ist sie der entscheidende Schritt. Eine Thermografie macht sichtbar, wo Wärme entweicht - und damit auch, wo Feuchtigkeit eindringt.
Warum? Weil Feuchtigkeit in der Dämmung eine andere Temperatur hat als trockene Dämmung. Wenn Wasser in der Isolierung ist, kühlt es sich langsamer ab. Das bedeutet: An einer undichten Stelle erscheint auf dem Wärmebild ein warmer Fleck - selbst wenn es von außen trocken aussieht. Das ist besonders wichtig bei Gauben, wo die Dämmung oft unter der Dachhaut versteckt ist.
Die Bedingungen für eine aussagekräftige Thermografie sind einfach: Draußen muss es mindestens 10-15 °C kälter sein als drinnen. Das ist im Herbst und Winter leicht zu erreichen. Der beste Zeitpunkt: ein klarer, windstiller Abend, wenn die Innentemperatur stabil ist. Keine Sonne, keine Heizung, die gerade an- oder ausgeschaltet wurde.
Professionelle Dachdecker nutzen diese Methode seit Jahren. In Graz und Umgebung bieten immer mehr Betriebe Thermografie-Prüfungen an - und die Preise sind erschwinglich: zwischen 150 und 500 Euro, je nach Dachgröße. Das ist kein Luxus. Das ist eine Investition. Ein einziger undichter Gaubenübergang kann im Winter mehrere tausend Euro an Schäden verursachen. Die Thermografie zeigt Ihnen, wo Sie Geld sparen können - oder wo Sie es verlieren.
Was bei der Gaubenabdichtung besonders schiefgehen kann
Gauben sind die Achillesferse vieler Dächer. Warum? Weil sie eine komplexe Konstruktion sind: Holz, Dachhaut, Fenster, Dämmung, Abdichtung - alles trifft an einer Stelle zusammen. Und hier passieren die meisten Fehler.
Ein typisches Problem: Die Dachdeckung wird falsch ausgerichtet. Wenn die Ziegel oder Metallbahnen nicht gegen die Hauptwindrichtung verlegt sind, wird Regen unter die Dachhaut gesaugt - und fließt direkt in die Gaubenkonstruktion. Das passiert oft bei Neubauten, wo der Dachdecker nicht auf die Windverhältnisse achtet.
Ein anderes Problem: Die Übergänge werden nicht richtig abgedichtet. Viele verwenden normale Dichtmassen - aber die sind für diesen Einsatz nicht geeignet. Die richtige Lösung: Eine selbstklebende, diffusionsoffene Dachbahn, die über die Gaubenwand und das Dach verläuft. Sie ist flexibel, hält Temperaturschwankungen aus und lässt Wasserdampf entweichen - aber kein Wasser eindringen.
Ein dritter Fehler: Die Dämmung wird zu dick oder falsch platziert. Wenn Holzweichfaserplatten oder andere Dämmstoffe direkt auf die Sparren gelegt werden, ohne eine Unterspannbahn, kann sich Feuchtigkeit zwischen Dachhaut und Dämmung stauen. Die Lösung: Eine Dampfbremse oder diffusionsoffene Unterdeckung, die den Dampf nach außen leitet, aber Regen abhält.
Die DIN-Normen und die DGUV-Regeln sagen genau, wie es richtig geht. Aber viele Handwerker arbeiten nach „hat man immer so gemacht“. Das reicht nicht. Wenn Sie eine Gaube sanieren oder neu einbauen, fragen Sie nach dem Konstruktionsplan. Und verlangen Sie, dass die Abdichtung nach den Vorgaben von BMI Deutschland oder der Dachdecker-Innung ausgeführt wird.
Was Sie bei der Auswahl eines Fachmanns beachten sollten
Wenn Sie einen Dachdecker holen, fragen Sie nicht nur nach dem Preis. Fragen Sie nach der Methode.
- Benutzt er eine Thermokamera? Wenn nein - warum nicht? Das ist heute Standard.
- Kennt er die aktuellen DIN-Normen? Besonders DIN EN 13829 für Gebäudedichtheit und DIN V 18599-2 für Luftdichtheit?
- Bringt er die richtigen Unterlagen mit? Die DGUV Information 201-054 muss für Arbeiten an Dachfenstern beachtet werden. Wenn er sie nicht kennt, ist das ein Warnsignal.
- Stellt er eine schriftliche Prüfbescheinigung aus? Die sollte enthalten: Datum, Ort, verwendete Methode, Ergebnisse, empfohlene Maßnahmen.
Ein guter Dachdecker sagt Ihnen nicht nur, was kaputt ist. Er erklärt Ihnen, warum es kaputt ist - und wie Sie es in Zukunft vermeiden können. Er zeigt Ihnen die Stellen auf dem Dach, die er gesehen hat. Er macht Fotos. Er gibt Ihnen einen Plan. Das ist kein Service. Das ist Professionalität.
Vermeiden Sie Anbieter, die nur „Dachreparatur“ anbieten - ohne Prüfung. Ein paar Ziegel neu legen, ein bisschen Dichtmasse drauf - das ist ein Pflaster. Nicht eine Lösung. Und es wird wieder lecken.
Was passiert, wenn Sie nichts tun?
Ein kleiner Tropfen am Dachfenster? Unbedeutend. Ein paar feuchte Holzspäne unter der Gaube? Kein Problem. Oder?
Nein. Das ist der Anfang vom Ende. Feuchtigkeit frisst Holz. Schimmel wächst in der Dämmung. Die Isolierung verliert ihre Wirkung - Ihre Heizkosten steigen. Und nach ein paar Jahren: Die Sparren brechen. Die Decke sackt ab. Die Wand muss komplett erneuert werden. Die Reparaturkosten: 15.000 Euro und mehr.
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) verlangt heute bei Sanierungen einen Nachweis der Luftdichtheit. Wenn Sie Ihr Haus verkaufen wollen, brauchen Sie einen solchen Nachweis. Und wenn Sie ihn nicht haben? Dann sinkt der Wert Ihres Hauses. Und Sie können nicht verkaufen - oder nur mit großem Abschlag.
Die Kosten für eine professionelle Prüfung? 200 Euro. Die Kosten für eine vernachlässigte Gaube? 15.000 Euro. Das ist keine Frage des Geldes. Das ist eine Frage der Vernunft.
Was Sie jetzt tun sollten
Wenn Sie dieses Lesen - und Sie haben ein Dachfenster oder eine Gaube - dann tun Sie jetzt Folgendes:
- Geht heute Abend in den Dachboden. Schauen Sie unter die Gaube. Suchen Sie nach Feuchtigkeit, Schimmel oder weichem Holz.
- Testen Sie zwei Dachfenster mit dem Papierstreifen-Test. Notieren Sie, ob der Streifen leicht gleitet oder nicht.
- Wenn Sie ein Wärmebildgerät haben - machen Sie eine kurze Aufnahme. Wenn nicht: Buchen Sie einen Termin für eine Thermografie-Prüfung. Die besten Termine sind jetzt - bis Ende Dezember.
- Wenn Sie etwas finden - lassen Sie es nicht liegen. Holen Sie einen Fachmann. Nicht morgen. Heute.
Ein trockenes Dach ist kein Glück. Es ist eine Entscheidung. Und diese Entscheidung sollten Sie nicht aufschieben.
Sebastian Westphal
Dezember 3, 2025 AT 15:41Matthias Broghammer
Dezember 5, 2025 AT 00:01