Breitere Stellflächen im Flur für Rollator und Rollstuhl: So bleibt Ihr Zuhause sicher und selbstbestimmt

Breitere Stellflächen im Flur für Rollator und Rollstuhl: So bleibt Ihr Zuhause sicher und selbstbestimmt

Angela Shanks 24 Dez 2025

Stellen Sie sich vor: Sie stehen morgens auf, greifen nach Ihrem Rollator - und kommen nicht mal drei Schritte weiter. Der Flur ist nur 95 Zentimeter breit. Die Garderobe ragt zu weit hinein, der Teppich ist verrutscht, und hinter der Tür steht der Einkaufswagen. Plötzlich ist der Weg zur Toilette eine Herausforderung. Das ist keine Ausnahme. In Deutschland leben über 28 % der Menschen über 65 Jahre mit eingeschränkter Mobilität. Und in 65 % der bestehenden Wohnungen gibt es keine ausreichende Stellfläche für einen Rollator.

Warum reicht ein 80 cm breiter Flur nicht mehr

Viele Wohnungen wurden in den 70er und 80er Jahren gebaut, als man noch nicht an Barrierefreiheit dachte. Standardtüren sind 80 cm breit, Flure oft nur 90 bis 100 cm. Für einen Gehstock reicht das vielleicht. Für einen Rollator nicht. Ein typischer Rollator ist 65 cm breit, aber wenn man ihn schiebt, braucht man seitlich mindestens 25 cm Spielraum - sonst klemmt er an der Wand oder an Möbeln. Das bedeutet: Für eine sichere Bewegung brauchen Sie mindestens 120 cm Flurbreite. Und das ist nur die Grundlage.

Die DIN 18040, die seit 2017 die geltende Norm für barrierefreies Bauen in Deutschland ist, sagt klar: In Fluren, in denen sich Menschen mit Gehhilfen bewegen, muss eine nutzbare Breite von mindestens 120 cm vorhanden sein. Bei geraden Fluren bis zu 6 Metern Länge reicht das. Aber wenn es eine Kurve gibt, eine Tür oder eine Ecke, braucht es mehr. Und für einen Wendekreis? Da braucht man 150 cm Durchmesser - sonst dreht sich der Rollator nicht einmal um sich selbst.

Rollator vs. Rollstuhl: Welche Fläche braucht was?

Nicht alle Gehhilfen sind gleich. Ein Rollator ist kein Rollstuhl - und das hat Auswirkungen auf den Platzbedarf.

  • Rollator: Braucht eine Stellfläche von 120 x 120 cm, um sicher abgestellt werden zu können. Die meisten Nutzer brauchen sogar mehr - 67 % der Befragten im Senioren-Ratgeber 2024 gaben an, dass sie mindestens 120 x 120 cm benötigen, um den Rollator ohne Hilfe abzustellen und wieder aufzunehmen. Einige Modelle mit breiteren Rädern oder Korb sind noch größer.
  • Rollstuhl (manuell): Braucht einen Wendekreis von 150 cm Durchmesser. Das bedeutet: In einer Ecke oder vor der Tür muss Platz für eine volle Drehung sein. Sonst bleibt der Nutzer stecken.
  • Elektrorollstuhl: Hier wird es kritisch. Diese Modelle sind oft 70 cm breit und 120 cm lang. Für eine sichere Nutzung brauchen Sie mindestens 190 cm Breite und 150 cm Tiefe. Und eine Steckdose in 85 cm Höhe zum Laden - sonst muss jemand den Akku nach oben tragen.

Ein wichtiger Unterschied: Rollatoren aktivieren die Beinmuskulatur. Laut Agivia-Forschung 2024 bewegen Nutzer ihre Beine beim Gehen mit Rollator - das verhindert Muskelabbau. Bei einem Rollstuhl passiert das nicht. Deshalb ist ein Rollator oft die bessere Lösung - solange man ihn auch sicher nutzen kann.

Was passiert, wenn der Flur zu eng ist?

Zu enge Flure sind keine Unannehmlichkeit - sie sind eine Gefahr.

Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) hat nachgewiesen: Zu enge Flure erhöhen die Sturzgefahr um das 2,3-fache. Warum? Weil man nicht mehr ausweichen kann. Ein plötzlich geöffnetes Türchen, ein herunterhängendes Kabel, ein verschobener Teppich - alles wird zur Falle. Und das ist nicht nur ein Risiko für den Nutzer. In Mehrfamilienhäusern landen Rollatoren oft im Treppenhaus - weil da mehr Platz ist. Aber das blockiert Fluchtwege. Im Brandfall kann das tödlich sein.

Die Erfahrungen von Nutzern sind erschreckend klar. Hans Müller, 78, aus Berlin, schreibt auf Pflegewelt.de: „Mein Flur ist nur 95 cm breit - mit Rollator komme ich nicht mehr an der Garderobe vorbei. Seitdem muss meine Tochter mich zum Arzt fahren.“ Gerda Schmidt, 82, aus Hamburg, sagt dagegen: „Seit wir den Flur auf 130 cm verbreitert haben, kann ich meinen Rollator problemlos abstellen und selbstständig zur Toilette gehen.“

Barrierefreier Flur mit ausreichend Platz für einen Rollator und einen Sitzplatz neben der Tür.

Wie wird ein Flur barrierefrei - Schritt für Schritt

Sie haben einen engen Flur und wollen ihn verbessern? Hier ist, was wirklich funktioniert:

  1. Messen Sie genau: Nehmen Sie ein Maßband und messen Sie die Flurbreite an drei Stellen - vor der Tür, in der Mitte, am Ende. Notieren Sie die Breite Ihres Rollators (Breite, Tiefe, Höhe). Rechnen Sie mindestens 10 cm Puffer dazu.
  2. Prüfen Sie Türen: Sind sie 90 cm breit? Wenn nicht: Tauschen Sie sie aus. Standardtüren sind oft nur 80 cm - zu schmal für einen Rollator.
  3. Entfernen Sie Hindernisse: Garderoben, Schränke, Spiegel an der Wand - alles, was in den Flur ragt, muss verschoben oder abgebaut werden. Ein Wanddurchbruch zwischen zwei Räumen kann oft mehr Platz schaffen als eine komplette Renovierung.
  4. Planen Sie eine Stellfläche: Schaffen Sie eine freie Fläche von mindestens 120 x 120 cm - idealerweise direkt vor der Tür oder neben der Wohnungstür. Ein kleiner Sitzplatz daneben hilft, sich hinzusetzen, wenn man den Rollator anlegt.
  5. Denken Sie voraus: Was, wenn Sie eines Tages einen Elektrorollstuhl brauchen? Dann brauchen Sie 190 cm Breite und eine Steckdose. Planen Sie das jetzt - sonst müssen Sie später nochmal renovieren.

Kosten: Was kostet eine barrierefreie Flurbreite?

Die Kosten hängen davon ab, was Sie verändern müssen.

  • Umzug von Möbeln: Kostenlos - aber oft nicht genug.
  • Türtausch (80 cm auf 90 cm): 400 bis 800 Euro, je nach Material und Aufwand.
  • Wanddurchbruch (z. B. zwischen Flur und Wohnzimmer): 1.500 bis 3.500 Euro - abhängig von der Wandbeschaffenheit (Tragwand? Putz? Isolierung?).
  • Neuverlegung des Bodens: Wenn der Boden uneben ist, brauchen Sie eine Neuplanierung. 300 bis 800 Euro.

Die gute Nachricht: Es gibt Förderungen. Der KfW-Zuschuss „Altersgerecht umbauen“ gibt bis zu 5.000 Euro pro Wohnung. Und seit Januar 2025 zahlt die Deutsche Rentenversicherung 50 % der Kosten für Stellflächenverbesserungen - bis zu 3.000 Euro. Sie müssen nur einen Antrag stellen und einen Gutachter hinzuziehen.

Externe Rollator-Garage an der Hauswand mit Ladeanschluss und Rollator im Inneren.

Alternative: Externe Rollator-Garage

Was, wenn Sie nicht renovieren können? Oder der Mietvertrag verbietet Umbauten?

Es gibt eine einfache Lösung: eine externe Rollator-Garage. Das ist ein kleiner, wetterfester Kasten, der an der Hauswand oder im Garten installiert wird. Er hat Platz für einen Rollator, manchmal sogar für zwei, und eine Steckdose für den Akku. Die Preise liegen bei 299 bis 700 Euro. Der Vorteil: Der Rollator bleibt trocken, sicher und außerhalb der Wohnung - und Sie brauchen keinen breiteren Flur.

Ein Nutzer aus Lübeck schreibt auf Kiwabo.com: „Meine Garage hat mir meine Selbstständigkeit zurückgegeben. Ich muss nicht mehr auf Hilfe angewiesen sein, um den Rollator nach unten zu tragen.“

Was kommt als Nächstes? Die Zukunft des barrierefreien Wohnens

Die Gesellschaft altert. Bis 2035 wird jeder dritte Deutsche über 60 Jahre alt sein. Die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnen steigt - und die Politik reagiert.

Am 15. Juni 2024 hat der Bundestag beschlossen: Ab 2026 müssen in neuen Wohngebäuden mindestens 10 % der Wohnungen barrierefrei sein - mit Flurbreiten von mindestens 140 cm. Und die DIN arbeitet an einer neuen Fassung der Norm 18040, die voraussichtlich im Frühjahr 2025 erscheint. Darin wird die Mindestbreite für Flure mit Rollator-Nutzung von 120 cm auf 130 cm erhöht.

Das ist kein Zufall. Architektin Sabine Weber sagt: „Schon 10 cm mehr Flurbreite können die Selbstständigkeit von Senioren um bis zu 30 % erhöhen.“ Das ist kein Marketing-Spruch - das ist Messdaten aus realen Wohnungen.

Die Zahl der barrierefreien Wohnraumanpassungen in Deutschland liegt bei 1,8 Milliarden Euro pro Jahr - und wächst um 7,3 % jährlich. Wer jetzt handelt, spart später Zeit, Geld und vielleicht sogar ein Leben.

Wie breit muss ein Flur mindestens sein, damit ein Rollator problemlos genutzt werden kann?

Mindestens 120 cm. Das ist die Empfehlung der DIN 18040 für Wohnungen, in denen Rollatoren genutzt werden. Für einen sicheren Wendekreis und das Abstellen des Rollators braucht man jedoch eine freie Fläche von 120 x 120 cm. Bei Elektrorollstühlen sind 190 cm Breite und 150 cm Tiefe nötig.

Ist ein 90 cm breiter Flur noch akzeptabel für Rollator-Nutzer?

Nein. Ein 90 cm breiter Flur ist zu eng. Ein Rollator ist etwa 65 cm breit - bei einer Flurbreite von 90 cm bleibt nur 12,5 cm Spielraum pro Seite. Das reicht nicht für eine sichere Bewegung. Nutzer stoßen an Wänden, Möbeln oder Türen an. Die Sturzgefahr steigt deutlich. In Neubauten ist 90 cm nicht mehr zulässig - in Bestandswohnungen ist es eine Gefahr.

Kann ich den Flur auch ohne Baugenehmigung verbreitern?

Das hängt vom Umbau ab. Wenn Sie nur Möbel verschieben, Türen austauschen oder einen Wanddurchbruch in einer nicht-tragenden Wand machen, brauchen Sie in der Regel keine Baugenehmigung. Aber wenn Sie eine tragende Wand verändern, eine neue Türöffnung in einer Außenwand schaffen oder die Struktur des Gebäudes beeinflussen, ist eine Genehmigung Pflicht. Fragen Sie immer Ihren Bauamtsmitarbeiter oder einen Architekten.

Welche Fördermittel gibt es für die Verbesserung von Stellflächen?

Es gibt zwei wichtige Fördermöglichkeiten: Der KfW-Zuschuss „Altersgerecht umbauen“ bietet bis zu 5.000 Euro pro Wohnung. Seit Januar 2025 zahlt die Deutsche Rentenversicherung 50 % der Kosten für die Verbesserung von Stellflächen - bis zu 3.000 Euro. Beide Förderungen erfordern einen Antrag und oft ein Gutachten. Die Kosten für den Gutachter sind oft mit abgedeckt.

Was ist der Unterschied zwischen Rollator und Rollstuhl in Bezug auf Platzbedarf?

Ein Rollator braucht eine Stellfläche von 120 x 120 cm und eine Flurbreite von mindestens 120 cm. Ein manueller Rollstuhl braucht einen Wendekreis von 150 cm Durchmesser - das heißt, er braucht mehr Platz zum Drehen. Ein Elektrorollstuhl braucht sogar 190 cm Breite und 150 cm Tiefe, weil er größer ist und einen Akku hat, der geladen werden muss. Rollatoren sind kleiner, aber sie erfordern mehr aktive Bewegung - das ist gesundheitlich vorteilhaft.